Flug von
Fluglehrer Werner Fick am 1. Dezember 1937
[Quelle: Fick, Werner: Harzer Welle?!, Der Deutsche
Sportflieger, 3/1938, S.17)]
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Am 1.12.1937 um 10.16 Uhr startete ich von Quedlinburg
mit einer He 72 zu einem Probeflug, der mir den Grund der Böigkeit
erklären sollte. Besonders über den dem Harzrand vorgelagerten
niedrigen Hügelketten südlich des Platzes hatten sich beim vorhergehenden
Schulbetrieb starke Vertikalböen gezeigt, die dann zum Einstellen
des Schulens zwangen. Schon dabei hatte ich schöne, starke Aufwindgebiete
festgestellt. Bei diesem Wetter konnte es keine Bodenthermik sein, so führte
mich mein Flugweg in gewöhnlicher Runde um den Flugplatz. Zwei Kilometer
spürte ich in 200m Höhe kräftigen Aufwind und erreichte
trotz stark gedrosselten Motors schnell 500m Höhe. Zwischen den Orten
Ballenstedt und Rieder nahm ich in 500m Höhe dasGas ganz weg und schaltete
die Zündung aus. Da der Propeller noch mitdrehte, machte ich auch
den Brandhahn zu und bekam die Latte zum Stehen, nachdem ich unterdessen
bereits auf 600m gestiegen war. Dies war über dem Dorfe Rieder. Mit
110km/h laut Staudruckfahrtmesser flog ich von hier über den Flugplatz
bis zu dem Dorfe Weddersleben und fühlte, wie ich stetig stieg. Von
der Böigkeit, die bis 300m sehr stark war, war nicht mehr zu bemerken.
Vollkommen ruhig stieg ich bis auf 700m, die ich über Weddersleben
erreichte. Ich hatte also eine Strecke von 8km Länge bei außerdem
100m Höhengewinn mit stehendem Propeller auf einer He 72 mit Sh 14a
ddurchflogen. Da ich mir nicht ganz sicher war, ob ich den Motor wieder
zum Laufen bekam, brach ich hier ab, stellte die Maschine auf den Kopf
und flog mit Motorkraft zu meinem Ausgangspunkt zurück. Bei einer
Wiederholung auf der gleichen Strecke stieg ich nicht auf 700m, sondern
behielt meine Höhe von 600m. Ich werde wohl dabei das Aufwindgebiet
nicht richtig geschnitten haben, da mir ein Variomneter fehlte. Für
mich war es klar, daß hier die Verhältnisse dieselben waren
wie in Grunau bei dem "Moazagotl". Ich beendete den Flug und landete um
10.35 auf dem Platz. Ich war im ganzen acht Minuten während dieser
Zeit mit stehendem Propeller geflogen.
Fluglehrer Blankertz, der gleichfalls Pfingsten die Grunauer
Rekordtage mitmachte, beobachtete von unten meinen Flug und startete gleich
nach meiner Landung um 10.38. Er durchflog die ganze Nordseite des Harzes
in einer Höhe von 500-700m, um die Lage der Aufwindgebiete genauer
festzustellen. Er machte dabei die Beobachtung, daß hier, genauso
wie in Grunau, mehrere Wellen vorhanden waren. Nach seinen Feststellungen
lag die kräftigste Aufwindwelle direkt an der Harzkante, die übrigen
parallell dazu in verschiedenen Entfernungen.
Bei meinem nächsten Start um 10.45 Uhr konnte ich
nur noch geringe Aufwinde feststellen, die Erscheinung schien sich damit
langsam aufzulösen.