Flugweg 3D Aufsicht von Oben, Flughöhe
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Flugweg 3D Ansicht von SW, Flughöhe farbcodiert
Flugweg 3D Aufsicht von Oben, Steigen/Sinken
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Flugweg 3D Ansicht von SW, Flughöhe farbcodiert
Barogramm, Flughöhe farbcodiert
Variogramm, Steigen/Sinken farbcodiert
Der morgendlich Blick aus dem Fenster unserer Ferienwohnung um halb sieben zeigt ideale Verhältnisse. Klares Wetter, fast wolkenloser Himmel, die Kondensfetzen des AKW Grohnde ziehen nach NE! Um Acht Uhr die Wetterkarte im Fernsehen: lehrbuchmäßige synoptische Verhältnisse für Wellenflüge! Eine Schleifzonenlage bedingt eine
großräumige SW-Strömung über dem gesamten NW-Teil des europäischen Kontinents. Irgendwann im Tagesverlauf wird die Kaltfront mit Bewölkung und Niederschlag von NW über uns hinwegschwappen. Es ist also Eile angesagt!
Auf dem Flugplatz ankommend sehen wir die K6 von Gerhard schon aufgerüstet, er und und Tobias sind gerade dabei,
dessen LS4 aufzurüsten. Auch sie haben die Situation erkannt - und noch vor dem Frühstück aufgerüstet. Schnell können wir auch noch die Foka
aufbauen.
Etwas nach zehn Uhr (MESZ) erfolgt dann der erste Start. Ich starte als drittes Flugzeug - mit grünem Licht am Daten-Logger! Der Hang trägt und ich entscheide mich auch sofort dazu, den Ith
hinunterzufliegen - die Windgeneratoren zeigen, daß es funktionieren muß! Gerhards Sohn,
Björn, in der K6 und Tobi in der LS4 sind auch schon vorgeflogen. Wenn heute etwas passiert, dann am Vogler. Als ich dort ankomme, sehe ich die beiden
Vorausgeflogenen schon in deutlich größerer Höhe. Die Welle scheint zu stehen!
Konstant steige ich den beiden nach. Bald sind die sich mehr oder weniger flächig in ca. 1000m über Bisperode entwickelnden
Wolken erreicht. Auch mächtigere Wolken mit Quellformen ziehen heran und verhindern immer wieder ein Weitersteigen. Wir fliegen zu dritt in eine Lücke vor ein dichtes Wolkenfeld. Wunderschön undulierte flächige Formen sind dabei zu beobachten.
Tobi ist jetzt schon höher - hat eine Phase besseren Steigens erwischt. Auf die K6 treffe ich im Luv der Wolken und gemeinsam steigen wir weiter. Unter uns kommt jetzt nach und nach der Rest des
gestarteten Feldes an. Kleine scheinbar fast in der Luft stehende weiße Kreuze vor braunem und grünem Hintergrund, der von der Wolkenfetzen, die sich nun unter uns befinden, freigegeben wird. Das Steigen ist
mit 0,1 bis 0,2 m/s schwach. Von unten steigen die anderen langsam heran, da
unser Weitersteigen immer wieder durch Wolken behindert ist. Ich suche das Steigen direkt luvwärts vor den
Wolkenkanten - was aber nicht längerfristig ratsam ist, da man dabei zu weit
nach Lee versetzt werden kann. Dann wird es auf einmal dichter: links von mir nach Luv vorwachsend befindet sich eine diffus begrenzte Wolke, auch luvwärts,
direkt vor mir wird es "nebulös". Ich entschließe mich (die K6 in
Entfernung wissend), durch diese zarten durchsichtigen Schleier hindurch schneller nach Luv vorzufliegen um keine der mühsam errungenen Höhe
aufzugeben. Dann wird es innerhalb von Sekunden vollständig milchig weiß um mich. So schnell ging es!
Jetzt so schnell wie möglich heraus aus dieser Situation und es geht nur nach unten! Dort fliegen die Kameraden! Mist! - Tiefes Bedauern beschleicht mich, daß ich die anderen jetzt gefährde. Wie konnte ich nur in diese Situation kommen! Die Klappen ein wenig gesetzt, sage ich über Funk Bescheid, daß die Foka von oben aus den Wolken kommt. Ich hoffe, daß niemand unter mir fliegt. Das Weiß nimmt kein
erhofft schnelles Ende! Ich muß die Klappen voll setzen und bin - wieder einmal - dankbar für die enorme Wirkung der Foka-Bremsklappen. In ca. 900m bin ich aus dem Weiß heraus.
Es ist zum Glück gutgegangen - keine Kollision!
Ich versuche - mit mehr Vorsicht - weiter mein Glück. Fast alle sind jetzt auf
dieser Höhe, was beim Zentrieren eine Hilfe ist. Immer wieder ziehen mächtige Wolken von Luv her auf uns zu, zwingen zum Ausweichen oder auch zum nochmaligen -
diesmal aber rechtzeitig schnellen Abstieg unter die Basis. Jetzt
risikoträchtiges Verbleiben in Wolkennähe bei anderen beobachtend, mache ich in Ergänzung zu meiner vorhergehenden "Notmeldung"
per Funk lieber noch einmal auf die Gefährlichkeit der Situation aufmerksam.
In einer Situation, in der ein weiterer Aufstieg wegen des zeitweilig hohen Bedeckungsgrades aussichtslos erschien, entschließe ich mich dazu, unter der Basis einen Stichflug in Richtung Vogler-Kamm zu machen, um
dabei womöglich interessante Temperaturwerte auf dem Weg zum auslösenden
Strömungshindernis zu ergattern. Allerdings ohne große Hoffnung "geordnete Verhältnisse" aufnehmen zu können. Diese Welle zwischen den ganzen Quellungen ist
tatsächlich eine Verhöhnung aller Lehrbuchweisheit! Weiter und weiter fliege ich vor unter die mächtige Quellung, die z.Zt. über dem Vogler steht.
Dennoch bin ich überrascht , als sich Spritzer von Regentropfen auf meine Haube und das gesamte Flugzeug setzen. Schnell drehe ich um. Warte
nördlich, leewärts unter der Basis, um beim Wiederauflockern wieder einen Aufstiegsversuch unternehmen zu können. Über einen langen Zeitraum klart es dann auf, so daß dem weiteren Aufstieg nichts im Wege zu stehen scheint, aber es geht nicht mehr höher als knapp 1000m über Bisperode - auf das Niveau der sich immer wieder kleinflächig
in einer Schicht ausbildenden Wolken. Einmal sehe ich in diesem Niveau einen sich wunderschön ausbildenden Wirbelschopf
auf dem flachen luvwärtigen Anstieg einer Wolke - vielleicht eine
Kelvin-Helmholtz-Welle, was auf einen Windsprung in diesem Niveau hindeuten
würde. Ich bin gespannt, ob die Temperaturmessungen eine Grenzfläche in dieser Höhe bestätigen. Ich versuche auszuharren, auf ein Wiederaufleben der Welle hoffend. Dennoch verliere ich dabei langsam an Höhe. Halte mich noch auf 800m im Tal
weit vor dem Ith-Hang - beobachte dabei, daß die Kameraden am Hang selbst auch Höhen von 600m erreichen. Immer wieder
sehe ich, daß sich langestreckte Wolkenbänke im Lee des Voglers auch quer über dem Ith-Hang stehend ausbilden. Mich beschleicht die Ahnung, daß das Bild, daß ich (und wohl auch die anderen) von der Welle beim bisherigen Fliegen im Kopf hatte,
womöglich nicht der Realität entspricht. Immer sind wir parallel zum Talverlauf - parallel zum Voglerkamm und Ithhang - hin- und
hergependelt. Und jetzt stehen diese Wolkenbänke rechtwinklig zum Wind, der
schräg südlich auf den Vogler- und Ith-Kamm steht. Wie sollten sie wohl bei
der Ausrichtung vom Vogler stammen? Alles scheint sehr komplex...
Als ich auf die am Hang erreichbare Höhe gesunken war, schien ein Wellenaufwind nicht mehr identifizierbar und ich gesellte mich zu den Anderen an den Hang. Richtung Ithwiesen nach SE vorfliegend, kam ich in Platznähe
dort in einen ziemlich turbulenten Hangabschnitt, mich - nach dem korrigierten Modell im Kopf - fragend, ob hier vielleicht der Rotor der Primärwelle quer über den
Ith-Hang ragte? Wieder nach NW den Ith entlang fliegend kreuzte ich eine quer zum Wind langgestreckte Wolkenbank, wich entlang dieser ins Tal aus und konnte
tatsächlich im Luv derselben langsam etwa 50m Höhe gewinnen. Sank dann aber doch schnell wieder auf das Hangaufwindniveau herab, der mich zuverlässig empfing. Weiter im Norden (am Ende des niedrigeren Hanges vor dem
Nordkopf-Steinbruch) kreuzte eine mächtige und langlebige Wolkenbank den Ith, eine weitere zeichnete sich jenseits und leewärts des Nordkopfes ab. Es bewölkte sich mehr und mehr. Die Sicht - insbesondere nach Luv in die diffus verteilte Helligkeit der dort stehenden Sonne - war nicht besonders gut und es war schwierig, die irgendwann
bei Frontannäherung mit Sicherheit auftretenden Schauer, die ich tunlichst umfliegen wollte, zu erkennen. Schon flächenhafte Abschirmungen sahen recht bedrohlich dunkel aus, aber wenn eine hoch aufgequollene Kuppe darüber fehlte, war die Wahrscheinlichkeit, daß es sich um einen Schauer handelt, doch
hinreichend gering. So leerte sich der turbulente Hang dann doch recht schnell von den anderen Flugzeugen.
(Das beliebte Fliegen mit hoher Geschwindigkeit in Kammhöhe war unter diesen Verhältnissen wohl wohl auch kein Vergnügen mehr...) Schließlich
hofften allein Karsten in der 21 und ich in der Foka am Hang auf eine womöglich
doch noch einkehrende stabilere Phase. Noch einmal keimte Hoffnung auf, daß sich das Ausharren am Hang gelohnt habe, als die untere Wolkendecke im Voglerlee eine beständige Lücke bildete, die von dem in der Höhe jetzt mächtig aufziehenden Stratus abgeschattet war. Noch einmal stiegen wir langsam um 100m in dem wellenträchtigen Bereich. Mittlerweile war es
aber im Norden Richtung Platz schnell bedrohlich dunkel geworden, eine große Quellung, deren Basis knapp unterhalb unserer Höhe lag. Und auch das Steigen brach wieder zusammen. Kurze Überlegung, diese Situation am Südende des Hanges an den Ithwiesen mit Landemöglich zu "überleben". Die Windrichtung würde den offensichtlichen Schauer im Norden vorbeitreiben. Doch zu oft hatte ich erlebt, daß ein Schauer nicht nur in Windrichtung vorbeitreibt, sondern sich auch
sehr schnell seitlich entwickeln und ausbreiten kann, gerade in Frontnähe. Zudem das nicht zuverlässig auftretende Wellensteigen (wenn es überhaupt ein solches war...!). Die Aussicht, daß sich die Verhältnisse mit Herannahen der Front nicht bessern würden - und vielleicht als stärkste Einflußgroße, das zielstrebige Abfliegen der 21 mit Karsten Richtung Bisperode. Der Herdentrieb ist
eine starke Kraft... Unter der großflächigen Wolke mit Ihrer Dunkelheit an der Basis empfing uns ein leichter Regen, der langsam auf der Haube nach hinten laufende Tropfen produzierte - bei dem starken Hangwind war die Auswirkung des durch die Benetzung mit Tropfen deutlich schlechter werdenden Fokaprofils nicht zu spüren.
Die sonst immer praktizierten abschließenden Stichflüge zur Temperaturmessung am Hang des Nordkopfes waren unter diesen Verhältnissen nicht möglich - und wohl auch wegen der starken Verwirbelung nicht mit ausagekräftigen Ergebnissen zu krönen.
Erleichterung nach der Landung, daß der Logger noch eine grün leuchtende LED zeigt.
Unsere zweite Temperatur-Registrierung in einer Leewelle scheint gelungen.
Einstieg in die Welle - Blick vom Ith im
Voglerlee nach W (10:20 MESZ)
Im weiteren Erstaufstieg: der einzige Lenti des
Tages... (Position und Blick wie zuvor) (10:30 MESZ)
Im Erstaufstieg - die unterste Wolkenschicht ist
überstiegen (Position wie vor, Blick NW - mit K6) (10:32 MESZ)
Wie vor (10:34 MESZ)
Wie vor - Blick S (10:38 MESZ)
Wie vor - Blick NW (10:40 MESZ)
Wie vor - Blick N (den Ith entlang) (10:54
MESZ)
Wie vor - Blick N (den Ith entlang) (10:54
MESZ)
Wie vor - Blick S den Ith entlang: in der Basis
einer Quellwolke bildet sich die Welle ab... (11:30 MESZ)
Wie vor - Blick N (den Ith entlang) (11:41
MESZ)
Wie vor - Blick NW (11:50 MESZ)
Wie vor - Blick S (11:57 MESZ)
Wie vor - Blick NW (11:59 MESZ)
Fotos von Björn (Sindermann) aus seiner K6:
Das hat nicht mehr viel mit Wellendokumentation zu tun - aber ein so schönes Flugzeug...bitte Nachsicht...
Weitere Angaben und Auswertungen folgen..