Leewellenflüge von Klix zum Riesengebirge und zurück vom 21.11.06
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Jürgen! Dittmar, Klix]
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Datum: 21.11.06

Zeitbezugssystem: MEZ
Startzeit: 09:05
Landezeit: 14:40
Startort: Klix
Höhenbezugssystem: QNH
Flugzeugtyp: Ventus CT, Discus 2 CT
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Bodenwindrichtung Klix: SSO
Bodenwindstärke Klix: ca. 30 km/h
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Einstieg in die Welle: Bogatynia (PL)
Einstieg aus: Gleitflug
Einstieg in Höhe: 1800m
Steigwerte: 0,5 ... 1,5m/s
Erreichte Höhe: 5700 m (Riesengebirge)
Ausdehnung des Steiggebietes: Zittauer Gebirge / Isergebirges / Iserkamm und Riesengebirge
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Höhenwindrichtung: SW
Höhenwindstärke: ca. 40 km/h (?)
Temperaturangaben (Inversionen?): -
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Freie Schilderung:

Für den Dienstag waren die Prognosen gut, allerdings war nicht sicher, ob die hereinziehende Front uns genügend Spielraum lassen würde. Laut Niederschlagskarte war im Tagesverlauf leichter Regen und lokale Schauer angesagt.
Wir wollten deshalb möglichst früh starten und hatten uns um 7.00 Uhr in Klix verabredet. Holger Wießner hatte sich für den Ventus eingeloggt, ich für den Discus.
Bereits bei der Abfahrt zu Hause fiel der erste Regen. In Klix war es noch trocken und mit dem einsetzenden Tageslicht zeigte sich eine phantastische Lentibewölkung am östlichen Horizont.
Kaum waren die Flieger zusammen, fiel der zweite Schauer. Gegen 8.30 stabilsierte sich die Lage noch ein mal und wir nutzten das Wetterfenster zum Start. Der ursprüngliche Plan für einen direkten Anflug nach Zittau wurde durch einen erneuten Schauer blockiert, ich änderte deshalb meinen Flugweg nach Osten über Görlitz und dann nach Süden. Über dem Tagebau von Bogatynia (PL) konnte ich über die Sekundärwelle des Isergebirges recht problemlos einsteigen. Holger hatte den direkten Anflug nach Zittau gewählt und hatte längere Zeit bei schwierigeren Bedingungen zu kämpfen, da sich hier die Dynamik nach dem Schauer erst wieder etablieren musste.
In ca. 2300 m verlagerte ich nach Südosten in die Primärwelle des Iserkammes, bereits hier zeigten sich phantastische Lentistrukturen. Bei 1.5 - 2 m/s waren 3000m schnell erreicht. Von dort in das Lee des Riesengebirges. Der Wellenflugsektor war aktiviert, die Steigwerte lagen über 2 m/s und bei 4000m war dann erst einmal unter einer Wolkenschicht Schluss.
In ca. 100 km Entfernung im Südosten lockten schöne Lentis über dem Altvatergebirge. Allerdings waren die nächsten 50 - 60 km von einer tiefliegenden Wolkenschicht bedeckt. Die Zwischenstation, das Eulengebirge war von leichten Schauern verhangen, der tiefe Schleichweg zurück zum Riesengebirge durch einen starken Schauer NO von Jelenia Gora blockiert. Zu viele Risikofaktoren für einen ersten Ausflug in diese Richtung!
Auf dem Rückflug Richtung Zittau traf ich dann Holger. Er hatte heldenhaft in den schwierigen Bedingungen westlich von Zittau gekämpft, letztlich war ihm dann der Einstieg aus 1400 m geglückt.
Im weiteren Tagesverlauf entwickelten sich die Bedingungen immer besser, die einzelnen Wellensysteme liefen mit wenigen Schwachstellen zu einem System zusammen. So konnten wir die Strecke zwischen Schneekoppe und Zittau noch mehrmals abfliegen (unter OLC-Bedingungen 459 km in 4:16 Std.).
Bei der letzten Wende an der Schneekoppe glänzte diese mit Steigwerten über 3 m/s im Geradeausflug (Maximum 4.7 m/s !!). Holger liess es sich nicht nehmen, dies für einen Aufstieg auf 5800 m zu nutzen.
Mehr als die "technischen" Daten beeindruckte aber die Entwicklung des Wolkenbildes. Mit zunehmend stärker einfliessender Feuchte entwickelten sich Strukturen, wie man sie eigentlich nur von Bildern aus den internationalen Wellenzentren kennt. Ich musste mir immer wieder vergegenwärtigen: "Heute ist der 21.11. und du fliegst hier in Europa in nur 100 km Entfernung von Klix!"
Die zunehmende Feuchte war dann aber auch Schuld daran, dass der Heimflug noch einmal sehr spannend wurde. Aus Klix hatten wir die Info, dass in Klix und südlich grossflächige leichte Schauer standen, von Westen her die Situation aufzuklaren begann. So war der ursprüngliche Plan, mit ausreichender Höhe erst nach Norden in das noch vollständig offene Gebiet östlich Görlitz abzugleiten und Klix vom Osten anzufliegen. Leider (!) entwickelten sich die hochreichende Schichtbewölkung im Bereich der Sekundärwelle des Riesengebirges so schnell, dass uns die Sicht auf die letzte Entwicklung in diese Richtung versperrt blieb. Option 2 war das südliche Umfliegen des Schauergebietes, was vom Wolkenbild zuerst möglich erschien. Beim Anflug zeigte sich aber schnell, dass die vermeintlich freien Stellen hinter dem Gebiet hoher Bewölkung nur Wolkenschatten auf sehr tiefer, geschlossener Bewölkung waren. So musste dann die unelegante, aber sichere Option 3 greifen (Option 4 wäre der Rückflug und Landung in Jelenia Gora gewesen) - Abstieg durch das westlichste Leefenster. In 1400 m glitten wir dann 25 km südlich Görlitz unter die Wolkenuntergrenze und fanden uns bei hässlichem Novemberwetter mit schnell einsetzendem leichem Regen ein. Die Sichtbedingungen waren aber gut ausreichend, so dass wir unseren Flug unter Zuhilfenahme des Turbos nach Klix fortsetzen konnten.
Im Resüme ein ausserordentlich beeindruckender Flugtag, der erkennen lässt, welche Streckenflugpotenziale in diesem Fluggelände stecken!! Nicht zuletzt hat sich aber auch sehr deutlich gezeigt, dass das Mittelgebirge in seinem Gefahrenpotenzial den "grossen" Bergen nicht nachsteht und genau dieselbe Um- und Vorsicht erfordert, die man z.B. in den Alpen ganz selbstverständlich voraussetzt!


Foto: Anflug auf das Riesengebirge

Eine ausführliche Fotodokumentation habe ich bis in unsere Klixer Homepage ge stellt. http://www.aeroteam.de/atk/atk.php?lg=de&whl=16110000&PHPSESSID=15f1fcce90d409850908ac46a9f1968c
oder www.aeroteam.de (jetzt unter Wellenflug)

 

Jürgens und Holgers Flüge:

 


Flugweg - Flughöhe farbcodiert

 


Flugweg - Steigen/Sinken farbcodiert 

 


Barogramm - Steigen/Sinken farbcodiert


Baro Jürgen mit Motorlaufzeit

 


Baro Holger  mit Motorlaufzeit

 


Variogramm - Flughöhe  farbcodiert

 


Vario - Statistik

Jürgens, Holgers und Milos' Flüge:

 


3 Flugwege