Bericht von Timo Stöven, FSC Hannover]
Name:
Timo Stöven, Jörg Kreher
Verein:
FSC Hannover
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Datum:
15.10.2005
Zeitbezugssystem: UTC
Startzeit:
15:15
Landezeit:
16:31
Startort:
Hellenhagen
Höhenbezugssystem: QFE
Flugzeugtyp: DG-505
Orion, 20m
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Bodenwindrichtung: E
Bodenwindstärke: 2-3, zunehmend
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Einstieg in die Welle:
Libelle: nördlich Dohnsen, ca. 14:20
DG-505: zwischen Bremke und Dohnsen, 15:30
ASK13: südl. Ortsrand Bremke, ca. 16:00
Einstieg aus:
Libelle: aus der Winde
DG-505: Rotor
ASK13: aus der Winde
Einstieg in Höhe: 350m GND
Steigwerte: 1m/s,
später 2m/s in 300-600m GND
Erreichte Höhe: 1150m
Ausdehnung des Steiggebietes: nördl. Eschershausen bis Bisperode
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Höhenwindrichtung: NE
Höhenwindstärke: ?
Temperaturangaben (Inversionen?): Inversion in 1100 bis 1300m
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Freie Schilderung:
Der Tag ist zunächst geprägt von Platzrunden und manchmal kurzem Verweilen am
schwächelnden Osthang bei schwachem, später mäßigem Wind um Ost. Die
Bodensicht, zwischenzeitlich um 3km, ist nicht besonders einladend zum Fliegen,
aber jeder will mal in der DG mitfliegen, es ist der erste Flugtag unserer
Hangflugwoche und so hält man durch, d.h. man macht Flugbetrieb, so lang es
geht. Gegen 14:15Uhr startet Daan mit seiner Libelle und "verschwinded"
ungesehen aus der Winde in der Welle, wie sich später herausstellte. Die
Nachfrageversuche über Funk scheitern, so bleibt bisweilen der Ort des
Einstiegs unbekannt. Dann der letzte "Gaststart" mit dem
Vereinskollegen Jörg. 340m Ausklinkhöhe statt 300m wie bei den zahlreichen
Starts zuvor lassen aufmerken. Der Flug geht übers Tal an den Südrand Bremkes.
Dort in 300m angekommen, tritt schwache Turbulenz auf und wir beginnen zu
kreisen - Nullschieber.wir de Nach "intensiver Pflege" können m
unsteten Bart doch noch Steigen entlocken. In 350m wird durch Verlagern nach Südsüdost
das Steigen gleichmäßiger. In 400m wird das Kreisen beendet und der Flug geht
in Richtung Halle/Dohnsen (Südost) bei ruhigem Steigen von 0,5 bis 1m/s; die
Welle ist gefunden. Der Kurs geht weiter in Richtung Eschershausen, und wir
stellen fest, dass das Steigen mitten über dem Tal am stärksten ist.
Inzwischen verändert sich das Bild am Boden: von Osten her kriechen Wolken über
den Kamm des Iths und lösen sich im Lee wieder auf. Die Hänge an der Westseite
des Tals, wie der Langelsberg und die Osthänge des Voglers hüllen sich
ebenfalls in Wolken ein - Rotoren. Das Tal bleibt auf ca. 3 km Breite frei - Föhnlücke.
Irgendwo auf dem Weg von der Höhe Dielmissen zurück nach Bremke wird in 1150m
die angenehme "laminare" Ruhe durch raschen Ausschlag des Varios von
knapp über 0 auf 3m/s gestört. Das Steigen hält ein paar Sekunden an, so dass
ich mich sogar entscheide einzukreisen. Diese Handlung wird mir kurz darauf mit
ordentlichem Saufen von 2m/s offenbar verübelt. Zwei erfolglose
Zentrierversuche veranlassen mich dann dazu das Phänomen im Geradeausflug
weiter zu erkunden. Es stellt sich heraus, dass Steigen und Fallen in konstantem
Abstand abwechselnd wiederkehren. Der Blick zum Horizont läßt erahnen,
dass in dieser Höhe oder ein wenig höher eine Inversion vorhanden sein muß.
Zur weiteren Erkundung und weil der Sonnenuntergang heran naht, wird Höhe
abgebaut auf ca. 800m. Hier ist das Steigen ruhig wie zuvor. Zu diesem Zeitpunkt
treffen wir auf unsere ASK 13 mit Tobias und Krista, die beide für diese schönen
Bilder sorgten. Anschließend setzt die ASK 13 in die Sekundärwelle vor
Bodenwerder über während wir weiter absteigen. In 300m über dem Tal westlich
vom Hellenhagen angekommen, treffen wir auf starkes ruhiges Steigen von nun
2-3m/s in sicherem Abstand vor den Rotorwolken. Wir fliegen mit Abstand entlang
der westlich liegenden Rotorwolken in Richtung Halle/Dohnsen und sind im Nu
wieder auf 650m oberhalb dieser Wolken angelangt. Es wird nun höchste Zeit für
die Landung; wir bauen unsere Höhe nur ungern mit den Klappen nahe der
Platzrunde ab. Im Queranflug zwischen dem Hellenhagen und dem Langelsberg
treffen wir in 100-120m Höhe nochmals auf Steigen, aber wir müssen ja runter,
also Klappen raus. Kurz nach uns landet die ASK13. Dann höre ich meinen
Mitflieger sagen, "Dies ist in 22 Jahren mein bislang schönster Flug
gewesen ..."
Auf den Auslöser hat Krista Kuhnt vom FSC-Hannover gedrückt, während Fluglehrer Tobias Groß, auch FSC Hannover, die ASK13 durch die Welle bewegte.
Bild 1: Über der Föhnlücke. Und ich sage Dir, das ist nicht die Sonne ...
Bild 2: Über dem Tal, Blickrichtung Norden.
Die Sekundärwelle ist oben links im Bild zu sehen.
Dieses designierte Lehrbuchbild zeigt rechts (also im Osten - von wo auch der Wind kommt) den Ith unter Wolken und links (also im Westen) die Rotorwolken, welche die Osthänge des Voglers und weiter oben im Bild den Langelsberg abdecken. Zwischen den Voglerhängen und dem Langelsberg ist das (bekannte(?)) Feld mit den zahlreichen Windenergieanlagen, hier natürlich ebenfalls unter der Rotorwolkendecke versteckt. Die Ortschaft unten im Bild ist mit hoher Wahrscheinlichkeit Dielmissen. Der weiter oben von links ins Bild hineinragende graue Keil gehört zur Sekundärwelle.
Bild 3: Über den Wolken, unten Rotoren
Nachtrag von Timo:
Vielleicht hat auch eine extrem tief liegende schwache Inversion
(300m+/-) das mögliche Zustandekommen dieses Effekts schon bei mäßiger
Windgeschwindigkeit unterstützt. Immerhin war die Sicht in Bodennähe
nahe dem VFR Minimum, während in Ausklinkhöhe und darüber 5-8 km Flugsicht
locker herrschten. Das deutet m. E. schon darauf hin, daß da noch
eine weitere, tiefere Grenzfläche vorhanden gewesen sein muss als die in 1100 -
1300 m bereits genannte. Mal sehen,
vielleicht gibt es eine ähnliche Lage ja mal wieder.
Im übrigen wäre es vielleicht noch mitteilenswert, dass bei stabiler Ostlage ziemlich häufig Nullschieber bis schwaches Steigen mitten überm Tal in 200 bis 400m im Lee des Ith auftreten.
Bericht
Daan Spruyt (Belgien, Startort auch Hellenhagen)
Hier meine Eindrucke:
Ich hatte mit der Libelle 400m Ausklinkhöhe und war damit aus der Winde über
die Inversion gekommen. Die anderen Flieger krabbelten mit 200m am Osthang
entlang. Die 200m Reserve wollte ich nutzen um erst mal die Leewelle zu suchen.
Ich kehrte um und flog übers Tal. In dem Moment war die Föhnlücke schon
erkennbar. Während die Sicht nach O und W durch Dunst sehr schlecht war, war
sie nach S entlang der Leeseite des Ith viele Male besser. In der Talmitte finde
ich in 350 m schwaches Steigen. Ich kreise ein und habe 0,3 m/s Steigen. Über
mir kreist in etwa 600 m ein Duo etwas mehr zum Ith hin verlagert. Ich beende
das Kreisen in 400m, fliege ein Stück in Richtung Ith und finde laminares
Steigen von knapp 1m/s. Das Steigen verstärkt sich zwischenzeitlich auf bis zu
2 m/s und reicht bis 1000m. Dabei fliege ich den Bereich zwischen Harderode und
Eschershausen ab. Im Osten stauen die Dunstpakete sich immer mehr gegen die Hänge
und werden dicht und weiss. Angestrahlt von der tief stehenden Sonne sehen sie
aus wie Gletscherflächen oder wie auf die Erde gefallene Lentis - ein herrlicher
Anblick. Im Lee vom Ith sind die Föhnlücke und jetzt auch das Rotorband
deutlich zu erkennen. Ich fliege hin und her und geniesse die Pracht. Über
Bremke finde ich dann noch in 950m eine leichte Turbulenz mit Ausschlägen von 2
m/s; ich drehe die Libelle mit der Nase in den Wind und suche weiter in Richtung
Hangkante. Über der Hangkante finde ich dann nach kurzem Sinken Turbulentes
Steigen von bis zu 3,5 m/s. Ich kreise ein und mache daraus 2,5 m/s. In 1300m
ist das starke Steigen plötzlich weg und ich finde nur noch Turbulenzen. Ich
fliege weiter nach Osten, die Luft wird wieder ruhig und unter mir liegt die
wellende Wolkensee. Auch hinter dem Thüsterberg ist die Föhnlücke gut zu
erkennen, die Welle scheint hier aber nicht so hoch zu reichen. Ich kehre wieder
um und sehe nun, dass die Bewölkung sich weiter aufbaut. Das Rotorband ist nun
stark ausgeprägt und lädt ein an seinen Kumulusförmigen Köpfen, die jetzt
bis 600m reichen, vorbei zu fliegen. An der Luvseite findet man ruhiges starkes
Steigen von 2 m/s. Ich freute mich als ich sah, dass die DG 505 und später die
ASK 13 es auch geschafft hatten. Etwas später wurde es Zeit abzusteigen, da von
den Rotorwolken her die Föhnlücke begann sich zu schließen und die Sonne
langsam unterging. Beim Absteigen gab es jetzt bis gut unter 200m Steigen über
1,5 m/s.