Vorabinfo:
Nicht nur am Samstag - auch heute war ein
Superwellentag am Nordharz (siehe Anhang). Wir haben das Wellenfenster bereits
um 10.20 Uhr aktiviert und es ging bis knapp 5000m. Es waren noch ein Astir und
ein Mose dabei. Ich habe mit der PW 5 fast 5 Stunden in der Welle zugebracht und
256 Streckenkilometer geflogen.
Ausführlicher Bericht folgt !
Bericht:
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Datum:
28.12.03
Zeitbezugssystem: UTC
Startzeit:
09:14
Landezeit:
13:37
Startort:
Aschersleben
Höhenbezugssystem: QNH
Flugzeugtyp:
PW-5
D-5428
Bodenwindrichtung Aschersleben: S bis SO
Bodenwindstärke Aschersleben:
25 km/h
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Einstieg in die Welle:
09:32 Uhr
Einstieg aus:
F-Schlepp
Einstieg in Höhe: ca. 2000 m
Steigwerte:
1,0...2,0 m/s
Erreichte Höhe:
4780 m 4km nördlich Wernigerode
Ausdehnung der Steiggebiete:
min. drei getrennte Steiggebiete (?), direkt im Lee des Brocken, nördlich Bad
Harzburg, 3 km östlich Quedlinburg und Blankenburg
Höhenwindrichtung: SSW
Höhenwindstärke: ca. 100 km/h
Abb.
1: Windvorhersage für den 28.12.03 - 12.00 Uhr GMT in 1500 m. Deutlich
erkennbar am Windsprung ist der Verlauf der Kaltfront die im Tagesverlauf den
Harz erreichen sollte.
Freie Schilderung:
Auf eine solche Wetterlage wie sie für den 28.12.03 erwartet wurde, hatten wir schon eine ganze Weile gewartet.
Warum? Hierzu einige Erläuterungen!
Nicht nur die Generierung von Wellen im Lee des Harzes in dieser bevorstehenden präfrontalen Situation am 28.12.03 schien vielversprechend zu werden, sondern die Windvorhersagekarten signalisierten uns schon frühzeitig, dass am Sonntag eine kurze präfrontale Situation und dann ein Kaltfrontdurchgang stattfinden könnte. Beim Durchzug einer Kaltfront dreht der Wind unter Auffrischen nach rechts (meist von SW auf NW). Dieser Windsprung (vergl. Abb. 1, deutlich ist die Winddrehung um 90° nach der Front in der Windkarte zu erkennen) hat uns schon immer im Zusammenhang mit der Nutzung einer Wellensituation für den Streckensegelflug theoretisch interessiert. Wir waren vorbereitet nach dem Höhengewinn in der Harzwelle vor der Front nach Südost abzufliegen. Leider kam es nicht dazu, das sei schon vorweggenommen, denn die Kaltfront passierte erst in der Dunkelheit die Region.
Aber nun zum Flug:
Am Sonntag (28.12.) herrschte in Aschersleben am Platz wieder die typische Windsituation mit Süd- bzw. leichtem Südostwind, wie am Vortag. Da der Wind in der Höhe deutlich auf Süd geprägt war (vergl. Abb. 1) ahnten wir bereits beim Start auf der 11 das es ein längerer Schlepp werden würde.
So war es dann auch, nach 18 Minuten Schleppzeit mit kleinen Steiggebieten unterwegs kuppelte ich ca. 4 km östlich des Flugplatzes Ballenstedt in knapp 2000 m Höhe aus. Die Steigwerte betrugen nach dem Einflug in das laminare Steigen zwischen 1,5 – 2,0 m/sec. Vom Flugplatz Aschersleben aus wurde die Öffnung des Wellenfensters bis FL 200 mit der Flugüberwachung koordiniert. Da bis zur Aktivierung des Wellenfensters noch 30 Minuten überbrückt werden mußten, hatte ich mich entschieden konsequent bis zum Brocken vorzufliegen. Aus früheren Flügen war bekannt, das bei dominierender Südwindkomponente direkt im Lee des Brockens auch in niedrigeren Höhen Wellenanschluß möglich war. Darauf hatte ich mich einfach verlassen.
Abb.
2: 3-D-Darstellung des Flugverlaufes vom 28.12.03 in Windrichtung (SSW).
Erkennbar ist der lange Vorflug hin zum Brocken und der darauf folgende Einstieg
in die „obere Etage“ der Welle direkt im Brockenlee.
Am Brocken angekommen gestaltete sich der Einstieg in die Welle etwas schwierig (vergl. auch Flug vom 02.02.02). Ich war tiefer als 2000 m und hatte bei dem zunächst schwachen Steigen Probleme mit dem Vorfliegen. Der Windversatz war so groß, dass ich die gewonnene Höhe beim Vorflug immer wieder opfern mußte, ohne insgesamt höher zu kommen. Das Wellenfenster war inzwischen aktiv und über Funk meldete sich ein Falke nördlich Bad Harzburg in gutem Wellensteigen (Kennzeichen des Falken D-K?IU ?). Nach dem 5. oder 6. Vorflug gelang es mir seitlich zu verlagern und Richtung Bad Harzburg abzufliegen. Ich fand im Geradeausflug gutes Steigen und ab diesem Moment war der Flug unproblematisch und ich versuchte das Wellenfenster so gut als möglich auszufliegen. Die größte Höhe wurde nord- bzw. nordöstlich von Werningerode mit 4780 m erreicht.
Föhnlücke aus 2.800 m
Abb.
3: Blick nach Westen aus ca. 4500 m nördlich von Wernigerode.
Abb.
4: Sat.-Bild vom 28.12.03 um 12:17 UTC. Fast zur gleichen Zeit wurde das Foto in
Abb. 3 aufgenommen. Föhnlücke und Lenti-Strukturen sind in beiden Abbildungen
gut erkennbar.
Die Kaltfront erreichte uns erst nach Sonnenuntergang, sodass der große Streckenflug Richtung Südost nicht stattgefunden hat. Trotzdem waren es 256 Streckenkilometer bei knapp 4,5 Stunden Flugzeit.
Wir warten auf die nächste große präfrontale Situation mit Kaltfrontdurch-gang aber dann nur noch mit Fußsohlenheizung.
Es war fürchterlich kalt !!!!
Aber schön !